Raphael Ineichen 07.01.2025
Die Entscheidung für einen neuen Job bei einem neuen Arbeitgeber gehört zu den grösseren “Kaufentscheidungen” im Leben. Was hier sozusagen „gekauft“ wird, ist eine Art Subscription, die jeden Monat gekündigt werden kann. Diese Subscription steht für einen Job, der den “Subscriber” weiterbringt, Freude bereitet und motiviert, sich engagiert einzubringen. Ein Job, der es wert ist, Lebenszeit zu investieren. Doch tragen Arbeitgeber diesem Umstand im „Kaufprozess“ wirklich Rechnung?
Eines ist klar: Niemand sucht gerne nach einem Job. Es ist ein zermürbender Prozess, geprägt von Unsicherheit und Zweifeln – und dabei steht so viel auf dem Spiel. Leider verläuft die Kommunikation in vielen Fällen einseitig, und Bewerbende fühlen sich oft wie Bittsteller. Dabei entscheiden sich die wenigsten freiwillig dafür, Kandidat zu sein. Oft liegt es an einer Kündigung, einem toxischen Arbeitsumfeld oder dem Gefühl, bei ihrem aktuellen Arbeitgeber nur Zeit zu verschwenden. Kurz gesagt: Kandidat zu sein, ist ein unangenehmer Zustand, den die meisten so schnell wie möglich hinter sich lassen wollen.
Viele Unternehmen gestalten ihren Recruiting-Prozess wie einen Hindernisparcours. Reifen, durch die Bewerbende springen müssen, und Tricks, die sie beherrschen sollten. Dass am Ende keine passenden Mitarbeitenden gefunden werden, überrascht dann wenig. Natürlich wird oft der Fachkräftemangel dafür verantwortlich gemacht.
Dabei verlangen Unternehmen von Kandidaten viel: persönliche Informationen, Zeit, Leidenschaft und Fokus. Doch was wird ihnen im Gegenzug geboten? Müssen sie wirklich ihre Daten durch eine Formularwüste in ein System eingeben, anstatt effizient unterstützt zu werden? Bietet die Karriereseite wirklich die Informationen, die für eine fundierte Entscheidung nötig sind? Oder bleiben wichtige Details im persönlichen Gespräch auf der Strecke? Es sollte nicht vergessen werden: Hier geht es nicht um den Kauf eines T-Shirts, sondern um eine Entscheidung, die weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Kandidaten hat.
Die gute Nachricht: Es ist gar nicht so schwer, Bewerbenden ein gutes Gefühl im Prozess zu geben. Aufgrund der vielen negativen Erfahrungen, die sie häufig machen, reicht oft schon wenig, um positiv hervorzustechen. Der Schlüssel liegt in einer exzellenten Candidate Experience: ein einfacher und effizienter Bewerbungsprozess, transparente Kommunikation, authentische Einblicke und klare Perspektiven. Ein wertschätzender Umgang zeigt den Kandidaten, dass sie ernst genommen werden – und das kann den entscheidenden Unterschied machen.
Unternehmen, die es schaffen, die unangenehme Phase der Jobsuche weniger belastend zu gestalten, werden künftig die besten Talente für sich gewinnen – und das sogar kostengünstiger. In diesem Sinne wünsche ich allen ein erfolgreiches 2025, sei es als Talent, auf der Suche nach einem richtig coolen Job oder sei es als Unternehmen, das sich vorgenommen hat, 2025 noch erfolgreicher Talente zu gewinnen.
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