Raphael Ineichen 27.05.2025
Die Zeit zwischen Vertragsunterzeichnung und dem ersten Arbeitstag ist ein kritischer Moment im Recruiting-Prozess. Immer häufiger berichten Unternehmen von Kandidaten, die ein Angebot angenommen haben, aber vor dem Start abspringen oder gar nicht erst erscheinen. Dieses „Ghosting“ ist nicht nur frustrierend, sondern auch teuer. Ein durchdachtes Preboarding kann diesem Trend entgegenwirken und die Bindung neuer Mitarbeitender stärken.
Preboarding bezeichnet die Phase zwischen Vertragsunterzeichnung und dem ersten Arbeitstag. In dieser Zeit geht es darum, eine Beziehung aufzubauen, Vertrauen zu schaffen und die Vorfreude auf den neuen Job zu steigern. Ein durchdachtes Preboarding kann:
Das klassische Buddy-System ist vielen ein Begriff – aber oft bleibt es bei einem Kollegen, der irgendwann mal kurz Hallo sagt. Viel wirkungsvoller ist ein Buddy-Trio, das verschiedene Perspektiven bietet:
Dieses Trio vermittelt nicht nur Wissen, sondern baut echte Beziehungen auf – der Unterschied zwischen „nur ein Job“ und echter Begeisterung.
Ein persönliches Willkommensvideo vom CEO ist mehr als ein nettes Gimmick – es ist ein kraftvolles Signal:
Das Video sollte personalisiert sein – z.B. mit einer direkten Ansprache oder sogar mit einer Erwähnung des Namens des neuen Teammitglieds. Diese persönliche Note erhöht die emotionale Bindung enorm.
Neue Mitarbeitende zu bitten, eine persönliche Geschichte oder ein Objekt zu teilen, ist eine einfache, aber wirkungsvolle Übung, um schnell Nähe zu schaffen:
Diese Offenheit baut Vertrauen auf, fördert den Austausch und verwandelt das „Du bist neu hier“ in ein echtes „Wir kennen uns“.
Musik ist mehr als nur Hintergrund – sie verbindet Menschen auf einer emotionalen Ebene. Statt trockener E-Mails kann eine gemeinsame Spotify-Playlist Wunder wirken. Neue Mitarbeitende dürfen ihre Lieblingssongs hinzufügen und so ihre Persönlichkeit vor dem ersten Arbeitstag zeigen:
Die Playlist wird zum verbindenden Element, das Distanz überbrückt und Vertrautheit entstehen lässt. So entsteht schon vor dem Start ein gemeinsamer Takt – ganz ohne Worte.
Die Führungskraft schreibt dem neuen Mitarbeitenden vor dem Start eine kurze Nachricht mit dem Titel: „Was du von mir erwarten kannst – und was ich mir wünsche“. Darin teilt sie in ehrlicher, zugänglicher Sprache mit:
Diese einseitige Vorleistung schafft psychologische Sicherheit – und macht es leichter, später auch über eigene Erwartungen zu sprechen. Es ist ein gute Möglichkeit, den neuen Mitarbeitenden frühzeitig wissen zu lassen, dass beim Onboarding ein ehrliches Gespräch über gegenseitige Erwartungen geplant ist. So entsteht Transparenz – und es wächst das Vertrauen, dass nicht nur Leistung zählt, sondern auch persönliche Perspektiven.
Preboarding ist kein administrativer Luxus, sondern ein strategisches Instrument, um Vertrauen, Bindung und Begeisterung zu schaffen – bevor der erste Arbeitstag überhaupt beginnt. Wer diesen Raum aktiv gestaltet, reduziert Absprünge, stärkt die Identifikation und sorgt dafür, dass der erste Arbeitstag nicht der Anfang ist, sondern die Fortsetzung einer guten Beziehung.
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