Raphael Ineichen 17.07.2020
Es gibt Unternehmen, welche sich einer ausserordentlich guten Auftragslage erfreuen. Sie haben genügend Kunden und operieren unter Volllast. Dennoch würde es diesen Unternehmen nicht in den Sinn kommen Ihre Webseite vom Netz zu nehmen und Ihre Vertriebsleute nach Hause zu schicken. Geht es um eine andere Kundengruppe - nämlich potenzielle Mitarbeiter - wird genau dies sehr oft praktiziert, z.B. mit dem Hinweis, dass derzeit keine Stelle offen ist - mehr nicht. Stellen Sie sich vor, auf der Webseite des beschriebenen Unternehmens würde stehen: “Wir nehmen derzeit keine Kunden an, sind bestens ausgelastet - bitte versorgen Sie sich bei der Konkurrenz”. Der Hinweis “Keine Stellen offen” transportiert genau diese Message. Wahnsinn!
Bei der Vermarktung Ihrer Produkte und Dienstleistungen ist es selbstverständlich, dass mögliche Interessenten auf der Website freundlich empfangen werden, sich über Ihr Angebot informieren können und die Hürde, mit Ihnen in Kontakt zu treten, tief ist (Chat, Email, Kontaktformular). Auch wenn die Interessenten in der Evaluationsphase sind und jetzt gerade nichts kaufen möchten. Und auch wenn Sie volle Auftragsbücher und eigentlich gar keine weiteren Kapazitäten haben. Genau dieses Verhalten ist auch für die Zielgruppe “potenzielle Mitarbeiter” angezeigt. Warum?
Auf dem heutigen, kompetitiven Arbeitsmarkt dürfen Sie nicht erwarten, dass Ihnen High-End-Talente einfach in den Schoss fallen. Dass diese genau dann verfügbar sind, wenn Sie offene eine Vakanz haben, ist höchstens eine glückliche Fügung oder Zufall. Anstatt darauf zu warten, dass der beste Kandidat durch die Tür kommt, sollten Sie mit der Entwicklung einer soliden Talent-Beschaffungsstrategie beginnen. Wenn Sie den Talentmarkt bearbeiten, wie Sie es mit Ihrem Kundenmarkt tun - hoffentlich strukturiert und nachhaltig - müssen Sie nicht immer bei Null anfangen, wenn eine Stelle frei wird. Was im Sales & Marketing das “Prospecting” genannt wird, ist bei der Gewinnung von Mitarbeitern das (Active) Sourcing.
Unter Active Sourcing versteht man die spezifische, proaktive Recherche, Ansprache und Rekrutierung potenzieller Mitarbeiter, um eine unmittelbare oder zukünftige freie Stelle zu besetzen.
Um die richtige Art von Kandidaten anzuziehen, ist der erste Schritt, den Sie unternehmen müssen, Ihre Arbeitgebermarke dem Zielmarkt effektiv zu präsentieren, z.B. über Ihre Karrierewebseite. Ähnlich wie bei jedem anderen Schritt im Rekrutierungsprozess beurteilen potenzielle Kandidaten Sie nämlich genauso wie Sie die Kandidaten selbst beurteilen.
Sobald Sie potenziell qualifizierte Kandidaten identifiziert haben, ist es an der Zeit, tiefer zu graben und in Kontakt zu treten. Konzentrieren Sie sich dabei nicht nur auf eine Botschaft, um einen Kandidaten anzuziehen, sondern versuchen Sie auch Kultur, Werte, Team und Vision zu vermitteln. Nutzen Sie beliebte soziale Medien und scheuen Sie sich auch nicht einfach mal anzurufen oder persönliche E-Mails zu versenden. Erfolgreiches Sourcing kann nur dann effektiv sein, wenn Ihre Markenbotschaft und Ihre Kommunikation anpassungsfähig sind.
Letztlich bietet Ihnen jede Interaktion mit einem potenziellen Mitarbeiter die einzigartige Möglichkeit, Beziehungen mit Talenten aufzubauen und zu vertiefen - möglicherweise lange bevor Sie diese brauchen. Was denken Sie, wo sich diese Talente zuerst bewerben, wenn die Zeit gekommen ist?
Übrigens: Laut einer aktuellen Studie von Kienbaum über den deutschen Rekrutierungsmarkt nutzen bereits 28 Prozent der befragten Unternehmen aktives Sourcing bei der Talentakquise.
Der grosse Vorteil der aktiven Personalbeschaffung besteht darin, dass Sie Kandidaten prüfen können, bevor Sie sich an sie wenden, wodurch Sie weitaus bessere Chancen haben, dass diese Kandidaten für die Stelle und das Unternehmen geeignet sind. Dieser Ansatz führt somit zu besseren Ergebnissen, nicht zuletzt weil Sie sich die Mitarbeiter aussuchen, bevor diese sich Bewerben.
Wenn Sie die besten Talente selbst finden, werden Sie gleichzeitig drei weitere Vorteile erfahren.
Effektives Sourcing qualifizierter Kandidaten erfordert einen erheblichen Zeit- und Energieaufwand, der sich aber durch den Mehrwert auszahlt. Viele Unternehmen können dem Prozess allerdings nicht die Menge an Ressourcen und Aufmerksamkeit widmen, die er eigentlich verdient. Anstatt sich halbherzig anzustrengen und dabei Ihre Arbeitgebermarke zu beschädigen, empfiehlt sich die Aufgaben an einen seriösen Dienstleister auszulagern, der in der Lage ist, Beziehungen zu aktiven und passiven Kandidaten zu suchen, aufzubauen und zu pflegen. Solche Dienstleister sind durch ihre innovativen Methoden und Strategien zur Talent-Beschaffung oft effizienter und können Ihnen einen vollumfänglichen Service von Karrierewebseite, Recruitment Marketing bis Active Sourcing bieten.
Im Kampf um Talente ist es entscheidend, der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein, indem man eine solide Talent-Beschaffungsstrategie entwickelt und umsetzt - mit internen Ressourcen oder durch einen Dienstleister. Über die Definition was genau Talent ist, gibt es vielfältige Ansichten und Meinungen. Generell dürfte man sich jedoch einig sein, dass Unternehmen mit talentierten Mitarbeitern erfolgreicher sind als solche mit Untalentierten. In diesem Sinne: “Happy Sourcing”.
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